Diese Seite drucken

Der Kiebitz ist ein Zugvogel, überwintert im Mittelmeerraum und Nordafrika.
Die ersten Kiebitze kommen bereits im März bei uns an. Gibt’s dann noch eine geschlossene Schneedecke, so kann man sie an Flussufern im Schlick und feinem Sandstrand beobachten, wo sie nach Futter suchen.

Als Brutplatz haben sie sich in der Gemeinde Wals Ackerland ausgesucht, das im Herbst nach der Ernte brach liegen bleibt oder umgepflügt wird.
Kaum angekommen wird auch schon mit der Balz und Brut begonnen. Interessant sind die Balzflüge zu beobachten. In den brach liegenden Äckern wird eine Nestmulde mit wenig Aufwand gebaut und vier braun- schwarz gefleckte Eier gelegt. Die Brutzeit beträgt 25 bis 30 Tage und das ist für einige Walser Kiebitze das Problem. Denn während dieser Zeit beginnt der Gemüseanbau.

Es werden Woche für Woche drei bis fünf ca. ein Meter breite Ackerflächen gefräst und das von mehreren Grundbesitzern.
Befindet sich gerade auf diesen Streifen ein Kiebitz Gelege, so ist dieses verloren. Oftmals kurz vor dem Schlupf der Jungen.

Martin Brötzner, genannt Beni, Mitglied des Walser Vogelvereines ist es zu verdanken, dass wir dieses Jahr drei Gelege retten konnten Stundenlang beobachtet er die Altvögel, wo sie den landen und dann ihr Gelege aufsuchen und das vom Auto aus. Zum Glück gehen die Äcker direkt bis zur Straße. Aussteigen vom Auto und sie dann zu beobachten geht gar nicht, so lange Menschen in der Nähe sind, verlassen sie ihr Gelege und gehen so lange nicht darauf, bis die Person verschwunden ist. Die geretteten Gelege kommen bei mir in den Brutapparat und schlüpfen innerhalb der nächsten 8 bis 14 Tage.
Die Aufzucht macht bei Kiebitzenkein Problem. Da sie ja Nestflüchter sind und vom 1.Tag selber Nahrung aufnehmen. Voraussetzung ist, dass man die notwendige Gerätschaft hat. Neben dem Brutapparat braucht man eine Wärmebox mit obenliegender Heizplatte und die ersten Tage über + 30°. Nach ca. 4 Wochen kommen sie dann in eine Innervoliere damit sie wenig Kontakt mit Menschen haben um scheu zu bleiben.
Als Futter bietet der Handel alle nötige an. In erster Linie ein Insektenweichfutter mit mindestens 50 % Insektenanteil, dazu gibt es noch Mehlwürmer.
Mit ca. 7 – 8 Wochen und einem Gewicht um die 150 Gramm (erwachsene Kiebitze wiegen ca. 200 Gramm) habe ich die aufgezogenen Kiebitze frei gelassen.
Vorher wurden sie von Frau Hemma Gressel von Bird Life beringt um sie später eventuell identifizieren zu können.

Begeistert war ich den Flugkünsten und von der Kondition der frei gelassenen Jungvögel.
Ausgesetzt habe ich sie im Brutgebiet der Eltern. Ich hoffe doch, dass sich so die Population dieser Spezies stärken kann. Wenn es auch so aussieht, dass es keine Gefährdung durch Bestandsabnahme gibt, weil in meiner Gemeinde zurzeit so viele Paare brüten wie noch nie, so ist dies nur eine Momentaufnahme. Europaweit zählen Kiebitze zu den gefährdeten Arten. Die Kosten für die Aufzucht eines Kiebitzes belaufen sich auf 30 bis 40 Euro und werden vom Vogelverein Wals getragen, sowie von einer privaten Gönnerin.

Das waren jedoch nicht die einzigen Vogelküken die mir zur Pflege und Aufzucht gebracht wurden.

Bei einem Bauern in meiner Gemeinde brütete auf dem Heuboden unter dem Dach, neben dem Heugebläse-Rohr, Turmfalken. Kurz vor dem Abfliegen der Jungfalken wurde die Heuernte eingebracht. Durch den Lärm vom Gebläse erschraken die Jungen und flogen aus dem Nest. Der Bauer verständigte mich, so konnte ich sie vorerst retten. Nun habe ich keine Erfahrung mit der Aufzucht von Greifvögeln, aber das gibt es in Kuchl den Seiwald Toni, der schon unzählige Greifvögel aufgezogen und frei gelassen hat. Er übernahm die Aufzucht bis zur Freilassung. Bei ihm möchte ich mich herzlich dafür bedanken.

Im vorigen Jahr bedrohte steigendes Hochwasser ein Gelege von einem Flussregenpfeifer. Das Wasser stieg so rasant an, dass das Gelege fortgeschwemmt worden wäre. Wieder war es der „Beni“ der das Gelege rettete und zu mir brachte. Regenpfeifer sind genauso aufzuziehen wie Kiebitze.
John Parker von Bird Life beringte sie und gemeinsam konnten wir sie ander Saalach wieder aussetzen.

Auch andere verletzte Vögel die mir gebracht wurden z. B. ein Buntspecht der gegen eine Scheibe geflogen ist, wurde von mir gesund gepflegt und freigelassen, sowie zahlreiche Amsel u.a.

Fuchs Walter
Obmann des VZÖ Wals und IVÖ

P.S.:
Ich habe sehr viel Respekt vor den vielen ehrenamtlichen Tierschutzvereinen, die alle möglichen Tiere pflegen und viel Freizeit opfern.
Nur ein Büro zu unterhalten um Missstände in der Tierhaltung aufzuzeigen und einschlägige Internetseiten zu kontrollieren um jedes Vergehen von Tierhaltern anonym zur Anzeige zu bringen - nur um Spendengelder zu lukrieren, das ist für mich als praktizierender Vogelliebhaber und Vogelschützer zu wenig.

Gelesen 3244 mal

Bildergalerie